Rotterdam: meine 11 Tipps

Ist Amsterdam die große, berühmte, beliebte und Den Haag die elegant-zurückhaltende  der drei Schwesterstädte, so ist Rotterdam die junge und wilde, die sich nur ungern Konventionen unterwirft. Sie strebt nach Höherem, organisiert Feste, zeigt sich bunt und unkonventionell und erfindet sich jeden Tag neu.

 

In Rotterdam wird am Wilhelminapier mit beeindruckenden Hochhäusern Richtung Himmel gebaut und mit einem Surfbassin nahe der Markthal das Meer in die Stadt geholt. Während der Dakdagen (Dachtage) im Juni kann man auf einer überdimensionalen Rutsche von einem Haus herunterrutschen und sich den Rest des Jahres von einem Fernsehturm abseilen. 

Stadt der Überraschungen: Rotterdam

Den neuesten Coup in Sachen „Staunen und Entdecken“ landete Rotterdam im Mai 2025 mit der Eröffnung von Fenix, einem Museum über Migration. Fenix ist einer meiner Lieblingsorte in Rotterdam, gefolgt vom Depot, der Markthal und den Kubusbauten. Im Folgenden stelle ich euch meine Rotterdam-Hotspots vor.

1. Fenix-Museum für Migration

In der bewegenden Ausstellung The Family of Migrants werden Hunderte von Dokumentarfotos präsentiert, die sich mit dem Thema Abschied beschäftigen. In einem anderen Raum gibt es ein Labyrinth aus Koffern, ergänzt um persönliche Geschichten von Reisenden. Weiterhin sind im großen Fenix-Gebäude zahlreiche Werke von Künstlern aus aller Welt zu sehen, die sich um Auswanderung, Abschied und Ausgrenzung drehen. 

 

Höhepunkt von Fenix ist eine Edelstahl-Konstruktion mit zwei Holztreppen, die durch das Gebäude hindurch zum Dach führen. Über dem Fenix-Gebäude schwingt sich der vom chinesischen Architekten entworfene Tornado über das Dach und gibt von dort oben aus den Blick auf die Rotterdamer Skyline frei. Neben dieser praktischen Funktion symbolisieren die zwei Treppen, die sich immer wieder kreuzen, das zentrale Thema von Fenix: unterwegs sein und sich begegnen.

 

Adresse: Paul Nijghkade 5, 3072 AT Rotterdam, gegenüber dem Hotel New York

Eintritt: 15 €, Website: https://www.fenix.nl/en

 

Gegenüber vom Fenix-Gebäude befindet sich das Hotel New York, erreichbar über eine schmale Fußgängerbrücke.

Fenix in Rotterdam mit Dachkonstruktion Tornado
Fenix, das neue Rotterdamer Museum über Migration

2. Hotel New York auf dem Wilhelminapier

Zwischen den imposanten Hochhäusern auf dem Wilhelminapier, darunter die 44 Stockwerke zählende „vertikale Stadt“ De Rotterdam von Rem Koolhaas, steht das historische Gebäude namens Hotel New York. Früher befand sich hier – auf dem Kop van Zuid – der Hauptsitz der Holland-America-Line. Tausende von Auswanderern verließen von hier aus ihre Heimat und zogen in die neue Welt, nach Amerika.

 

Heute ist das markante Backsteingebäude aus den Jahren 1901–1917 mit Jugendstil- und Art Déco-Elementen sowie einem hübschen grünen Türmchen ein Vier-Sterne-Hotel. In der früheren Wartehalle befindet sich ein sehr schönes Restaurant mit historischem Charme, das sich auf Meeresfrüchte spezialisiert hat.

 

Über die Erasmusbrücke läuft man in 20 Minuten zur Markthal - siehe unten.

Eingebettet zwischen Hochhäusern liegt das Hotel New Yorm am Wilhelminapier in Rotterdam
Hotel New York auf dem Wilhelminapier

3. Markthal, Rotterdam Blaak

Die Markthal in Rotterdam ist ein auffallendes, bogenförmiges Gebäude, dessen Inneres eine echte Überraschung bereithält: ein riesengroßes und farbenfrohes Deckengemälde, genannt das „Füllhorn“. Es besteht aus metergroßen Früchten und Blumen, die sich über die gesamte Decke erstrecken. Darunter stehen zahlreiche Markstände, die neben frischem Obst und Gemüse, Käse und Wurst, auch Gerichte anbieten - von exotischem Streetfood bis zu typisch holländischen Gerichten. Interessantes Detail: Über dem Marktgeschehen befinden sich Wohnungen. Ein Blick nach oben zeigt, dass es Fenster zwischen den Früchten des „Füllhorns“ gibt. Wer hier wohnt, kann beim Frühstücken den einkaufenden Menschen zusehen.

Adresse: Ds. Jan Scharpstraat 298, Metrostation: Rotterdam Blaak

 

Unweit der Markthal stoßt ihr auf die Kubusbauten:

4. Wohnen im Würfel: Kubusbauten

Die Kubusbauten in Rotterdam, entworfen vom Architekten Piet Blom, scheinen auf einer ihrer Spitze zu balancieren – ein interessanter Anblick! Jede der gelben Würfelwohnungen ist um 45 Grad gedreht und steht auf einem sechseckigen Pfeiler. Pier Blom wollte damit eine menschenfreundlichere Umgebung schaffen, einen „urbanen Wald“, bei dem jeder Würfel einen Baum darstellt. Unter den Kubusbauten gibt es einen Innenplatz, den die Bewohner als gemeinschaftlichen Raum nutzen können. Wer neugierig ist, wie man da eigentlich wohnt, kann eine der Wohnungen auch von innen besichtigen.

 

Adresse: Overblaak 70, Eintritt: 3,50 €, tägl. 11-17 Uhr, Website: https://www.kubuswoning.nl/en/

 

Hinter der Markthal und der Kubusbauten befindet sich Rif010.

5. Surfen mitten in Rotterdam: Rif010

Auf dem Board zwischen Hochhäusern surfen: Rotterdam macht’s möglich! Mit Rif010 hat Rotterdam seine eigene urbane Surfwelle mitten in der Stadt. In einem riesigen Becken in der Steigersgracht werden künstliche Wellen aufgebaut, auf denen sowohl Anfänger als auch Profis das ganze Jahr über surfen können. Beginnende Surfer können erst einmal im sogenannten „Strandabschnitt“ üben, bevor es weiter raus auf die Welle geht. Drumherum gibt’s echtes Surferflair mit einer eigenen Bar.

 

Adresse: Steiger 2, Website: rif010.nl, Kosten (1‑Stunden‑Surf‑Session inkl. Surfboard):

Beginner‑Wellen in der „Baai“: ca. € 45, mittelgroße Wellen (ca. 1,2 m): ca. € 50, Großwellen bis ca. 1,5 m: ca. € 60

 

Vom Rif010 seid ihr in 20 Minuten an meinem Lieblingsort in Rotterdam, dem Depot. Falls ihr zwischendurch Hunger bekommt, könnt ihr euch in der Witte de Withstraat stärken. Ein empfehlenswertes Restaurant ist Bazaar, wo es Gerichte aus aller Welt gibt.

Ein Surfer auf der Welle zwischen Häusern
Surfen mitten in Rotterdam: Rif010

6. Depot Boijmans Van Beuningen

Am Museumpark Rotterdam befinden sich gleich mehrere Kultur-Highlights: die Kunsthal, das Chabot Museum, Huis Sonneveld, das naturhistorische Museum, Het Nieuwe Instituut (Architektur und Design) und das Museum Boijmans Van Beuningen, das jedoch in den nächsten Jahren renoviert wird. In der Zwischenzeit sind die über 150.000 Kunstwerke in einem eigens dafür errichteten Depot untergebracht, das auch optisch ein echter Hingucker ist. In der glänzenden Fassade spiegelt sich die Rotterdamer Skyline, und auf dem Dach der Halbkugel lockt ein schönes Café mit Dachterrasse und spektakulärer Aussicht. Aber auch das Innere des Depots ist einen Besuch wert. Man sollte sich unbedingt zu einer Führung anmelden (vor Ort, nach dem Eintritt) und mit einem Museumsmitarbeiter einen der Klimaräume besuchen zu können. 

 

Adresse: Museumpark 1–24, Eintritt: 20 €. Wichtig: ein Zeitfenster über die Website buchen 

Das Depot - eine glänzende Halbkugel am Museumpark Rotterdam
Das Depot vom Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam

7. Architektur & Design: Huis Sonneveld

Das Huis Sonneveld am Museumpark ist ein echtes Must-see für alle, die sich für Design und Architektur interessieren. Die Villa wurde in den 1930er-Jahren im Stil der neuen Sachlichkeit (ähnlich dem Bauhaus-Stil) für Herrn Sonneveld errichtet, einem der Direktoren der Van-Nelle-Fabrik in Rotterdam (siehe weiter unten). Die Villa zeigt einen außergewöhnlich modernen und komfortablen Lifestyle in einer Zeit, in der man noch zwischen braunen Möbeln und schweren Teppichen lebte. 

 

Alles im Haus – von den Möbeln bis zu den Lichtschaltern – ist perfekt aufeinander abgestimmt. Die Möbel stammen größtenteils von Gispen, einer der bekanntesten niederländischen Designfirmen, die auch heute noch als Designklassiker viele Wohnzimmer zieren.

 

Adresse: Jongkindstraat 12, Rotterdam, geöffnet Dienstag bis Sonntag 10.00 - 17.00 Uhr, Eintritt: 12 €

8. Rotterdamer Rooftop-Bar Celest

In 190 Metern Höhe mit einem Drink in der Hand den Sonnenuntergang über der Skyline von Rotterdam genießen: Die Rooftop-Bar Celest befindet sich in der obersten Etage des Zalmhaven-Turms in Rotterdam. Tagsüber gibt’s hier Kaffee, kleine Gerichte und eine entspannte Lounge-Atmosphäre, abends verwandelt sich der Ort in eine schicke Cocktailbar. Hingucker ist der überdimensionale Mond, der von der Decke herunter baumelt und immer wieder seine Farbe ändert.

 

Bitte beachtet: Der Besuch der Bar kostet Eintritt. Zusammen mit einem Cocktail bezahlt ihr 25 €, Adresse: Gedempte Zalmhaven 20, Website: celest.nl

Genießen unter einer Mondkugel, welche die Farbe ändert
Ein Drink mit Blick auf die Skyline von Rotterdam

9. Ehemaliges Kreuzfahrtschiff SS Rotterdam

Die SS Rotterdam, das einstige Flaggschiff der Holland-America-Line, ist heute ein fest verankertes Hotelschiff im Rotterdamer Hafenviertel Katendrecht. Das schöne Schiff aus den 1950er-Jahren wurde liebevoll restauriert und bietet heute Hotelzimmer, mehrere Bars, Restaurants und sogar ein kleines Museum, das die bewegte Geschichte des Ozeanriesen erzählt. 

10. UNESCO-Weltkulturerbe Van Nelle Fabrik

Die Van Nelle Fabriek in Rotterdam, einst die modernste Fabrik der Niederlande, ist ein ikonisches Beispiel des niederländischen Funktionalismus. Zwischen 1925 und 1931 wurde hier Kaffee, Tee und Tabak verarbeitet, wobei Rücksicht auf das Wohlbefinden der Arbeiter und Arbeiterinnen genommen wurde: Es gab viel Tageslicht und eine gute Belüftung. Im Jahr 2014 wurde die Van Nelle Fabrik zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt und kann besichtigt werden.

 

Adresse: Van Nelleweg 1

11. Der beste Kaffee der Stadt: Man met Bril

Der „Man Met Bril“ (der Mann mit Brille – die er jetzt übrigens nicht mehr trägt, weil er sich die Augen hat lasern lassen) ist Paul Sharo, der eine große Liebe hat: Kaffee. Aus aller Welt importiert er die besten Bohnen von Plantagen, die er größtenteils selbst besucht hat. Zu Hause in Rotterdam röstet er die Bohnen und stellt aus ihnen die köstlichsten Kaffeeblends her. Mit dem Ergebnis, dass seine Kreationen zu den besten Kaffees des Landes gehören. Neuerdings kann man bei ihm nicht nur Kaffee genießen und dazu etwas Kleines essen, sondern auch übernachten: In minimalistisch eingerichteten Zimmern mit sehr bequemen Betten, viel Holz und hellem Ambiente. 

 

Text und Fotos: Ulrike Grafberger